Gipfel während EuroChocolate in Perugia

Am Mittwoch, den 21. Oktober 2015 waren wir bei EuroChocolate in Perugia und besuchten einen internationalen Gipfel über Kakao, Schokolade und Tourismusentwicklung. Obwohl viele Würdenträger anwesend waren, hatte es wenig von einer Konferenz. Trotzdem war es faszinierend und besonders lehrreich.


EuroChocolate Perugia 2015 - impressie 5
EuroChocolate ist vor allem eins – viel und billig. „Hier ist Kakao der Träger für die Zuckersüchtigen“, sagte einer der Redner

Eurochocolate ist in Italien ein Schokoladenfestival, das in mehreren Städten stattfindet. Unter anderem in Perugia, aber auch in der Schokoladenstadt Turin. Es zieht Tausende von Besuchern an.
„Hier ist Kakao der Träger für die Zuckersüchtigen“, sagte einer der Redner, mit dem ich in der Mittagspause am Tisch saß. Die schöne Stadt Perugia ist voller Stände, wo große Mengen billiger Schokolade angeboten wird. Qualität ist bei EuroChocolate buchstäblich schwer zu finden. In einem Keller eines stattlichen Palastes befinden sich die besseren, vor allem italienische Marken in kleinen Vitrinen. Diese Chocolatiers sind selbst nicht anwesend. Es ist für sie nicht rentabel. Aber diejenigen, die Qualität-Tafeln wollen, können diese bei den Damen der Organisation von EuroChocolate kaufen. („Hier kommen nur wenige Besucher,“ erzählt mir eine dieser Damen.)


Reisen mit Lourdes

EuroChocolate Perugia 2015 - top Lourdes wijst
Lourdes zeigt ihre Position auf der Rednerliste.

Wir reisen zur Zeit mit unserem Gast Lourdes Delgado von Chchukululu durch Europa. Lourdes war, als Vertreter Ecuadors, einer der Redner beim Gipfel. Und so durften wir in der zweiten Reihe Platz nehmen, neben dem Botschafter der Elfenbeinküste von Italien.

Jeder Teilnehmer hielt einen kurzen Vortrag. Niemand ließ die Katze wirklich aus dem Sack; es wurden eigentlich keine neuen Ideen verkündet. In Wirklichkeit war es vor allem ein Networking-Event, bei dem später, während der Mittagessen, Kontakte geknüpft und Visitenkarten ausgetauscht wurden. Nichtsdestotrotz gab es einige lehrreiche Vorträge.


Kuba

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Lourdes schenkt Festivaldirektor Bruno Fringuelli das wunderbare Buch über Kakao und Ecuador.

Ms. Isamar Gonzalez Jover, Wirtschaftsattaché von Kuba, sagte, dass unter Fidel Castro der Kakaoanbau in staatlichen Gärtnereien organisiert wurde, mit deutlich verbesserten Bedingungen für die Arbeiter. Auf alle Fälle besser, als wenn sie weiter als selbstständige Landwirte hätten überleben müssen. Die Informationen, die wir aus anderer Quelle erhalten hatten, war, dass unter Castro dem Kakaoanbau die Lebensgrundlage entzogen wurde. Dies wäre gut möglich gewesen, wenn die Staatsgärtnereien uninspiriert und planlos geführt und gemanagt wurden. Nur im äußersten Osten, dem fast unerreichbaren Teil der Insel, lebten und arbeiteten noch „vergessen“ selbstständige Kakaobauern. Das Gebiet nennt man Baracoa und liegt in der Provinz Guantanamo. Von dort kommt mittlerweile 70% des kubanischen Kakaos. In dem Film, den diese Vertreterin zeigte, ging es vor allem um die touristische Pracht Kuba’s. Es wurde genau eine Sekunde lang eine Kakaofrucht gezeigt.


Fairtrade

EuroChocolate Perugia 2015 - top fairtrade
Paulo Pastore (links), Botschafter der Elfenbeinküste Janine Tagliante-Saracino (mitte) und Vorzitsender Loke Fong Han von ICCO

Der Italiener Paolo Pastore ist Geschäftsführer von Fairtrade Italien. Er erläuterte, wie die Organisation funktioniert und was sie unternimmt, um die Welt zu verbessern. Nun ist Fairtrade kein neues Konzept und wir stehen diesem zudem ziemlich skeptisch gegenüber. Es ist eher ein Marketing-Tool für die Nahrungsmittelindustrie, als dass es zu einer wirklichen Verbesserung der Lebensumstände der Bauern beiträgt.
So erzählt Paolo einmal in seinem Vortrag, dass man mit 1210 Erzeugerorganisationen zusammenarbeitet, was etwa 1,4 Millionen Bauern und Arbeiter betrifft. Das ist schon beeindruckend. Unter anderem auch, weil er sagt, dass Fairtrade sich nicht nur auf die Ungleichheit zwischen Nord-Süd bezieht (westlicher Welt gegenüber der Dritten Welt), sondern auch im Inland aktiv ist. Und später im Vortrag erklärte er stolz, dass im Jahr 2014 105 Millionen Euro an Fairtrade-Prämien zurückerstattet wurden – “ invested in local communities“. Wer schnell nachrechnet, findet heraus, dass dies nur 75 € pro Person pro Jahr ist. Wo ist der Rest des Geldes geblieben? Verschwindet das Geld in der Organisation, den Gehälter, Büros, Autos und Reisen, oder in der FLO International? So fragen wir uns.


Sao Tomé

EuroChocolate Perugia 2015 - Sao Tomé
Hugo Silva (links)

Hugo Silva, der heutige Direktor der Demokratischen Republik Sao Tomé und Príncipe der Weltausstellung in Mailand, hielt eine herzerwärmende Rede.

Er war der einzige, der erklärte, dass die Kakaobauern viel zu Leiden haben und auch oft nicht einmal wissen, was Schokolade ist. Er plädiert für einen Paradigmenwechsel, mit anderen Worten: Es muss viel mehr auf den Inseln selbst getan werden, um das Einkommen der Bauern zu verbessern. In Sao Tome und Principe gibt es ungefähr dreitausend Kleinbauern, die zusammen jährlich viertausend Tonnen Kakao produzieren. Sie erhalten nur 2 € pro Kilogramm Bohnen. (Das ist ein Durchschnitt von € 2.667 je Betriebsinhaber.)
In der EU kostet „cacao liquor“ (zermahlene Kakaobohnenmasse. Dies ist noch keine Schokolade) 9 € pro kg. Jedoch kann cacao liquor auch in den Tropen selbst hergestellt werden.
Auch von ihm bekamen wir einen Film zu sehen. Es ist eine wunderschöne Gegend. Im anschließenden Gespräch mit ihm erzählte er uns, dass dort auf allen Niveaus Urlaub gemacht werden kann. Zudem existiert dort auch eine Form des Agrotourismus. (Dadurch bekommen die Bauern zusätzliche Einkünfte.)


Auf nach Miland

De avond valt in Perugia. De chocoladesnor is het vignet van het evenement.
Die Nacht bricht herein in Perugia. Der Schokoladen-Schnurrbart ist das Logo der Veranstaltung.

Nach einem reichhaltigen Mittagessen hatten wir ein Gespräch mit Lourdes Delgado und Bruno Fringuelli, dem Direktor der gesamten Veranstaltung. Und wer weiß, vielleicht ist Ecuador im nächsten Jahr das Thema/Gastgeber der EuroChocolate. ClearChox ist dann auf alle Fälle dabei. Denn EuroChocolate kann sowieso einen Qualitätsschub gut gebrauchen.
Um halb fünf Uhr nachmittags reisten wir nach Mailand ab (mit den Auto etwa fünf Stunden), wo wir während der nächsten zwei Tage auf der Weltausstellung drei Vorträge über Kakao und Schokolade aus Ecuador gehalten haben.

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