BIO macht den kleinen handwerklichen Produzenten, besonders denen am Ursprung, das Leben schwer. Das System ist zu komplex.
Wir sind verpflichtet Sie zu informieren. Und genau das tun wir jetzt auch. Ende letzten Jahres wurde Definite (Dominikanische Republik) als BIO zertifiziert. Als die Tafeln nach Europa transportiert wurden, kam das BIO-Transportdokument einen Tag zu spät an. Infolgedessen darf die Sendung nicht als BIO verkauft werden.
Wir haben sie auch nicht als BIO verkauft. Es gab auch kein EU-BIO-Logo auf den Tafeln. Wir tun jetzt, was der Inspektor von uns verlangt: Wir informieren Sie. Sie können das Folgende lesen, Sie müssen nichts tun.
Auf der Rückseite der Tafeln steht unter Zutaten, dass sie aus biologischem Anbau stammen. Das stimmt, Definite ist BIO-zertifiziert, aber es darf trotzdem nicht daraufstehen. Und SKAL, das niederländische BIO-Zertifizieringsinstitut, verpflichtet uns Sie darüber zu informieren. Darüber hinaus sollen Sie das Produkt „abwerten“ – was auch immer das heißen soll. Doch SKAL hat nichts mit der Preisvergabe von Produkten zu tun. Hier hat SKAL nichts zu sagen.
Was ist passiert?
Jede Bewegung von BIO-Produkten oder BIO-Rohstoffen muss zertifiziert werden. Das macht BIO am Ende sehr teuer.
- Kakaobauern müssen zertifiziert sein (das ist logisch)
- Der Transport vom Kakaobauern zur Produktionsanlage muss zertifiziert sein
- Der Produktionsbetrieb muss zertifiziert sein
- (und wenn z.B. das Verpacken der Tafeln ausgegliedert wird, muss auch dieser Standort zertifiziert werden)
- Der Transport vom Schokoladenhersteller zu ClearChox – eigentlich zum Zoll in Europa – muss zertifiziert sein (dies wird als COI, Certificate of Organic Import, bezeichnet).
- Der Transport wird im TRACES-System der EU erfasst
- ClearChox muss zertifiziert sein
- Unsere Kunden, die Webshops betreiben, müssen zertifiziert sein
Das Wort „biologisch“, „BIO“, „organic“ oder eine andere Übersetzung darf nicht auf Produkten oder in Texten verwendet werden, wenn das Produkt nicht biologisch zertifiziert ist.
Kontrollen und Reglements müssen sein und daran ist auch grundsätzlich nichts auszusetzen. In der Auflistung sehen Sie, wie viele Stationen korrekt durchlaufen werden müssen. Es tauchen nur riesige Probleme und Konsequenzen auf, wenn auch nur der kleinste menschliche Fehler auftritt. Denn die Kontrolle orientiert sich haarklein am Gesetzestext und die Bio-Absicht wird außer Acht gelassen.
Diese Vorschriften richten sich an landwirtschaftliche Betriebe, Erzeuger und Verarbeiter, die lose Zutaten einführen. Natürlich kann ein Schelm alles fälschen. ClearChox importiert jedoch bereits verpackte und zertifizierte Schokoladentafeln. Das Zertifizierungssystem berücksichtigt aber keine Großhändler. ClearChox wird also in die Zwangsjacke eines Produzenten gezwungen, obwohl wir nichts produzieren.
Bei Station 5 lief es schief
Definite war sehr stolz darauf, BIO-zertifiziert zu sein. Auf den Tafeln wurde ein Aufkleber mit dem EU-BIO-Logo angebracht. Aber Definite vergaß – wusste es auch gar nicht -, vor dem Transport der Produkte nach Europa ein Transportzertifikat (COI) bei IMOcert, seinem Zertifizierungsinstitut, zu beantragen. IMOcert hatte nicht informiert, dass so etwas notwendig ist. Als der Zoll feststellte, dass die eingetroffenen Waren zwar ein EU-BIO-Logo, aber keine COI aufwiesen, schickte IMOcert umgehend das Transportzertifikat. Aber das geschah einen Tag nach dem Eintreffen der Waren.
Die angebotenen Optionen des Zolls waren: Vernichten oder zurückschicken (und dann noch einmal mit COI von der Dominikanischen Republik zurück nach Europa). Wir lehnten ab, da dies für den Erzeuger unmittelbar den Konkurs bedeutet hätte – es ging um einen Betrag von etwa dreizehntausend Euro, eine Menge Geld für einen kleinen Erzeuger in der Dominikanischen Republik. In Absprache mit SKAL und dem Zoll haben wir die Erlaubnis erhalten, die BIO-Kennzeichnung (den Aufkleber) zu entfernen. Dies geschah unter der Aufsicht des Zolls. Wochen später erhielt der Zoll die Aufkleber, die wir entfernt hatten. Als das erledigt war, verkauften wir die Schokoladen.
Doch der Zoll, SKAL und letztendlich wir/ClearChox hatten übersehen, dass auf der Vorderseite der Tafeln in schönen goldenen Buchstaben das Wort „organic“ stand und auf der Rückseite, bei den Zutaten * (BIO).
Monate später fand SKAL, das Institut, das ClearChox als biologisch zertifiziert, bei der allgemeinen Bio-Kontrolle diesen „Verstoß“ und bezeichnet das Produkt nun als konventionell (d. h. nicht biologisch). Das ist Unsinn, denn Definite war ordnungsgemäß BIO-zertifiziert. Nur das COI, das Transportdokument, kam einen Tag zu spät an. Und das sagt nichts über die Qualität des Produkts aus. Der Zweck der Regeln ist es, Betrug zu verhindern. Die Vorschriften buchstabengetreu anzuwenden und daraus zu schließen, dass ein Produkt nicht BIO ist, ist eine absurde Auslegung.
Vernunft und Fairness liegen in weiter Ferne. Das Netz der Regeln ist nämlich sehr streng und der kleinste menschliche Fehler hat große Folgen. Für große Unternehmen sind dreizehntausend Euro Kosten ein Klacks. Kleine, handwerkliche Hersteller, die ihr Bestes geben, beim ersten Fehler so zu bestrafen, ist unmenschlich. Es ist klar, dass IMOcert einen Fehler gemacht hat. SKAL ist daran überhaupt nicht interessiert. Die Rechnung wird an den Hersteller weitergereicht. Und an uns, ClearChox.
Das System der BIO-Zertifizierung ist äußerst komplex geworden. Im allgemeinen scheint es keine Kommunikation oder Koordination zwischen den Zertifizierungsinstituten zu geben. Jeder macht sein eigenes Ding.
Wenn Definite oder ein anderer Hersteller Kakao oder andere Zutaten aus biologischem Anbau verwendet, warum sollte der Verbraucher nicht darüber informiert werden?